Entwicklung einer computergestützten Entscheidungsunterstützung für die intersektorale Behandlung von chronisch-systemischen und oralen Erkrankungen

Dent@Prevent

Einschränkungen in der interdisziplinären Patientenbehandlung sind seit vielen Jahren Thema in Wissenschaft und Gesundheitspolitik. In diesem Zusammenhang gibt es immer noch erhebliches Verbesserungspotential.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Komplexität von immer größer werdenden Informationsmengen, der zunehmenden Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten (z. B. elektronische Gesundheitsakten oder Versicherungsdaten) und der Entwicklung zu einer zunehmend patientenorientierten Pflege stellt sich die Frage, was geeignete Strategien und Methoden für die nachhaltige Intensivierung der intersektoralen Versorgung sind. Insbesondere gibt es ein erhebliches Verbesserungspotential in der interprofessionellen Zusammenarbeit von Allgemein- und Zahnmedizin. Dent@Prevent nähert sich dem Problem durch den Einsatz moderner Informationssysteme.

 

Dent@Prevent basiert auf der Prämisse, dass eine intensivere intersektorale Kooperation von Allgemeinmedizin und Zahnmedizin zu einer verbesserten Qualität und Ressourcenverteilung im Pflegebereich führt. Allerdings hat ein gemeinsamer Ansatz für die Allgemeingesundheit und Mundgesundheit in Deutschland bisher nur wenig Aufmerksamkeit erlangt, obwohl umfangreiche empirische Beweise auf Assoziationen zwischen Zahnkrankheiten (insbesondere Parodontalerkrankungen) und Diabetes, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall sowie gemeinsame Risikofaktoren hindeuten. Ein integrierter Ansatz wird wahrscheinlich von Patienten bevorzugt, da diese zu verbesserten Resultate in der zahnärztlichen und allgemeinen Gesundheitsversorgung beiträgt. Das Projekt zielt darauf ab, aktuelle Kenntnisse, Routinedaten und Patient-Reported Measures (PRMs) in ein elektronisches Informationssystem zu implementieren, das zur Verbesserung der Sektor übergreifenden Zusammenarbeit beiträgt. Wir wollen dies in einer evidenz-informierten und patientenorientierten Weise tun, wobei wir uns speziell auf die zahnmedizinische und allgemeinmedizinische Versorgung konzentrieren. Im Folgenden finden Sie eine Beschreibung zweier Forschungsbereiche, die Teil von Dent@Prevent sind und derzeit entwickelt werden.


Dent@Prevent Evidenzsynthese

In einem ersten Schritt wird eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, mit dem Ziel, den aktuellen Wissenstand zu beurteilen hinsichtlich:

  1. Möglichen Zusammenhängen zwischen zahnärztlichen und chronisch-systemischen Erkrankungen,
  2. Mögliche intersektorale Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit zahnärztlichen oder chronisch-systemischen Erkrankungen, anhand von zahnärztlichen und / oder medizinischen Richtlinien
  3. Patient-Reported Measures (PRMs) für chronisch-systemische und zahnärztliche Erkrankungen.

Um dies zu erreichen, werden bestehende systematische Reviews über Zusammenhänge zwischen Zahnerkrankungen und chronisch-systemischen Erkrankungen in einem „Umbrella-review“ überprüft. Für die Wechselwirkungen zwischen gefundenen Krankheiten werden deutsche Leitlinien für Allgemein- und Zahnmedizin gesucht. Beide Informationsquellen über Zusammenhänge zwischen Zahnerkrankungen und chronisch-systemischen Erkrankungen sowie den Leitlinien werden mit Interessensvertretern besprochen (siehe unten). Darüber hinaus wird ein „Scoping-review“ von PRMs für die allgemeine Gesundheit und die Mundgesundheit durchgeführt und auf der Grundlage von Fokusgruppen mit Patienten erweitert (siehe unten).


Dent@Prevent frühes Stakeholder Engagement und Fokusgruppen

Durch die Verwendung von qualitativen Methoden, zielt diese Studie darauf ab, die Zusammenhänge zwischen chronisch-systemischen und Zahnerkrankungen besser zu verstehen. Zudem sollen Möglichkeiten für eine verbesserte Sektor übergreifende Pflege und Unterstützung entwickelt werden. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab Endnutzer in die Entwicklung von (noch zu entwerfenden) Informationssystemen einzubeziehen, die die intersektorale Patientenbehandlung unterstützen.

Um dies zu erreichen, werden Fokusgruppen gebildet, zum besseren Verständnis des Blickwinkels von:

  1. Experten mit einem Hintergrund in (zahnärztlichen oder medizinischen) Berufsorganisationen und wissenschaftlicher Forschung,
  2. Zahnärzten,
  3. Allgemeinmedizinern, und
  4. Personen mit einer chronischen Erkrankung, die mit Mundgesundheit zusammenhängt.

In diesem Teil der Studie bilden vier zentrale Themen die Diskussionsgrundlage in den Fokusgruppen:

  1. Praxisbezogene Erfahrungen und Empfehlungen für die Behandlung von Personen mit chronisch-systemischen und Zahnerkrankungen,
  2. Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten und Prioritäten für die intersektorale Patientenbetreuung, in denen tägliche gesundheitliche Entscheidungen, Krankheiten und Zusammenhänge zwischen Krankheiten angegangen werden müssen,
  3. Bedürfnisse der Teilnehmer nach Unterstützung, Wissen oder Empfehlungen zu oral-systemischen Erkrankungen, und
  4. PRMs, die nützlich für die Entscheidungsfindung am Schnittpunkt zwischen chronisch-systemischer und oraler Gesundheitsversorgung sind.

Aufteilung der Arbeitspakete
Aufteilung der Arbeitspakete

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